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Registriert: Mi 29. Nov 2006, 18:24 Beiträge: 4443 Geschlecht / gender: männlich / men Geburtsjahr / year of birth: 1952 Bundesland: 09. Niedersachsen Familienstand: LP (Lebenspartnerschaft) Kinder: JA Ich bin: Bettnässer/in & DL
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dercompu hat geschrieben: ...mit einem kleinen Unterschied - vergeben und verzeihen ist mir ( noch ? ? ) nicht möglich, aber ich kann damit leben und auch normalen Kontakt pflegen, ohne die "Täter" mit ihren Taten konfrontieren zu müssen... Hallo Augusto + Compu... Ich stimme euch zu 99% zu, d.h. wir haben ähnliches erleben müssen, sind ähnlich (unbeschadet ?) aus der Nummer herausgekommen, oder haben noch nicht zu 100% begriffen welchen Schaden wir in letzter Konsequenz wirklich genommen haben.
@ Augusto: Diese 1% wo sich unsere Meinung nicht deckt, da stimme ich eher Compu zu, ist das VERZEIHEN. Wenn ich 2 Dinge nicht kann, dann ist es VERZEIHEN, oder auch VERGESSEN
Auch wenn es schrecklich ist was LEONIE (noch) passiert ist, und das erst so spät (70er-90er Jahre), so bin ich doch froh das Leonie dies Thema aufgegriffen hat. Manchmal ist es auch wichtig, daß dieser ganze Dreck mal wieder hochkommt, damit man eben nicht in´s Vergessen gerät, bzw. die Phase der Verdrängung wieder gebrochen wird. Je älter ich werde, um so wichtiger finde ich das, Rückbesinnung hat sicherlich auch mit Alter zu tun !
Fazit: Wir sind uns einig, aus uns ist trotzdem etwas geworden, darauf können wir mit recht stolz sein. Ob wir um ein Stück Kindheit betrogen wurden weiß ich nicht, ich hab keine andere Kindheit kennengelernt, daher verspüre ich keine Defizite.
Im Umkehrschluss, wie Compu es auch schon schreibt, waren wir früher "kleine Erwachsene", was sicherlich auch nicht nur Nachteile hatte.
Ich vergleiche oft heutige Jugendliche mit unserer Generation, wir standen mit spätestens 18 Jahren auf eigenen Beinen, fest wie zementiert ! Heute frage ich mich oft, wie finden heutige Jugendliche (18+) ohne Navi und fremde Hilfe zu McDonald ?
Andererseits wurde mir früher oft vorgeworfen ich sei "frühreif", was nicht gern gesehen wurde, aber aufgrund unserer Erziehung gar nicht anders eintreten konnte. "Frühreif" hieß für meine Eltern: "...er stellt zu viele Fragen, ist nervig, spricht ohne gefragt zu sein ! "
Ich hab mit 16 Jahren angefangen in den Schulferien zu arbeiten, und es war richtige Arbeit (!), kein Schmusepraktikum, oder ähnliches. ( Tankwart, Straßenbau, Schiffe von Hand entladen, Klärbecken ausheben, Deko + Plakatmalerei bei Karstadt )
Daraus resultierte u. a., daß ich mit 16 meinen "Moped" und KFZ-Führerschein (3+4) gemacht habe, die Klasse 3 wurde mir dann an meinem 18. Geburtstag ausgehändigt. ( mir ging nie alles schnell genug ) Mit genau 18 (+30 Tage) habe ich meine 1. Frau kennengelernt, mit 19 hatten wir unsere 1. gemeinsame Wohnung, haben eine Familie gegründet, obwohl wir noch nicht 21 waren ! ( 1970 waren wir mit 18 noch nicht volljährig, wir wurden dann auf Antrag vom Staat als volljährig erklärt ! ) Mit 22 ! habe ich mich selbstständig gemacht, hatte meine 1. eigene Firma, neben meiner Ausbildung zum Industriekaufmann, Bundeswehr, Architekturstudium, etc. Darauf bin ich mit recht stolz, ohne diese gnadenlose Erziehung hätte ich evtl. auch länger an Mutter´s Schürze gehangen, was für mich aber durch die Umstände meiner Erziehung absolut keine Alternative war, ich wolle überall nur RAUS
Anmerkung für Compu: Meine 1. Frau kam auch aus der DDR (Quedlinburg), gerade noch kurz vor dem Mauerbau die Kurve bekommen !
Aber zurück zu unserem Hauptthema: "Das VERZEIHEN"
Auch meine 1. Frau hat ihren Eltern nie verziehen wie sie ihre 4 Kinder (3 Töchter + 1 Junge) so streng erziehen konnten, daß alle Mädchen erhebliche Schäden davongetragen haben. ( über den Bruder ist mir nichts bekannt, er lebte schon außer Haus, was wesentlich älter als seine Schwestern ! ) Alle 3 Töchter waren glgl. Tages-u. Bettnässerinnen mit angeblich schwacher Blase, alle nicht organisch krank (!), sondern psychosomatisch, also seelisch bedingt, wurde mit der Flucht aus der DDR und ihren Umständen erklärt ( ein "Krankheitsbild" auf das ich immer wieder gestossen bin in unserer Generation )
Klar könn(t)en wir für jeden "Erziehungsberechtigten" aus der Zeit eine Entschuldigung finden, da war der Krieg, die schlechte Zeit danach (in der wir groß wurden), da war die noch härtere Erziehung unserer Eltern, die sicherlich auch kein Spass war, all das weiß ich heute, macht es aber für mich nicht besser, nur erklärbarer.
Ich hab meinen Großvater väterlicher Seite noch gut kennengelernt, er war ein knochenharter Hund, hat seinen 5 Kindern nichts geschenkt, keinen Schlag ausgelassen, eine harte Erziehung war sein Credo !
Für mich reichte schon der Satz, bzw. die Antwort, wenn ich sagte: "Opa, das Brot ist hart." Seine Antwort: "Gar kein Brot, das ist hart !"
Natürlich hatte er damit recht, aber mir hat das nicht geholfen, denn dadurch schmeckte mir das harte Brot nicht besser ! Schließlich war das zwischen 1955 und 1960, nicht mehr 1945
Zudem vertrat mein Großvater die gleiche Meinung bei mir, wie auch vorher bei seinen Kindern, sein Abendritual lautete: "Wenn dir der Arsch nicht brennt kannst du eh nicht schlafen !"...und dann wurde mein Hintern versohlt.
Wenn ich fragte: "Opa, wofür ist die Haue ?" war seine Antwort: "Du wirst schon wissen wofür !"
Gleiche Antworten gab´s bei ungerechtfertigten Ohrfeigen, die oft willkürlich verteilt wurden. Beschwerte ich mich, weil ich mich unberechtigt geohrfeigt fühlte, hieß es nur: "Dann haste eine gut für morgen !" Was ich bis heute nicht verzeihen kann war diese totale Willkür
Die körperlichen Züchtigungen waren aber nicht so schlimm wie die psychischen, die eine Kinderseele krank machen können.
Als ich ca. 8 (?) Jahre alt war, wolle mein Vater mir Rechtschreibung beibringen, insbesondere Interpunktion. Dazu stellte er sich hinter mich wenn ich am Schreibtisch saß, über mein Heft gebeugt. Machte ich auch nur den Ansatz ein Komma an falscher Stelle setzen zu wollen, schlug er mir von hinten auf den Kopf, und das nicht gerade freundschaftlich. Mir liefen die Tränen runter, ich konnte mein Geschriebenes kaum noch selbst lesen, er trieb mich zu Eile an, "ich solle nicht lange herumhampeln, er habe auch noch besseres zu tun !" Kaum setzte ich den Füller wieder an kam der nächste Schlag an den Kopf, was dann immer damit ausging, daß ich mich komplett einnässte, wofür es dann auch noch den Hintern voll gab. Schlimmer aber war das ewige Geschreie, denn zu min. 50% der Zeit wurde ich nur angebrüllt, egal worum es ging. Ich war IMMER schuld, oder wurde schuldig erklärt, und das ging nur lautstark einher. "Wie alt bist du eigentlich, wie lange willst du dir noch in die Hosen pinkeln für jeden Firlefanz ! Werd endlich erwachsen, du bist doch kein kleines Kind mehr !" ( ich war 8 Jahre JUNG ! ! ! )
Das "Ende vom Lied" war, nach diesem Deutschkurs entwickelte ich einen Sprachfehler, der bis heute durchschlägt wenn ich aufgeregt bin, noch 60 Jahre später ! Selbst meine Frau darf bis heute nicht hinter mir stehen wenn ich am PC sitze, oder auch nur seitlich neben mir, ohne daß ich sie sehen kann, ihre Bewegungen kontrollieren kann, oder ich muß die Arbeit beenden und mich ihr zuwenden.
Mein damals "plötzlich" auftretender Sprachfehler (Stottern) wurde natürlich ärtzlich untersucht, weil man sich diesen (meinen !) Fehler nicht erklären konnte. Meine Mutter erklärte dem Arzt in der Poliklinik was ich für ein schlimmer Junge bin, sie nicht mehr "aus" noch "ein" wüßte, ich jetzt auch noch einen Sprachfehler entwickelt hätte, ich solle damit sofort wieder aufhören Daraufhin war die ärztliche Diagnose (die mir aber nur meine Mutter mitteilte), denn so ein Arzt sprach ja nicht mit einem 8-jährigen... "Der Arzt sagt, du sollst aufhören immer so Stottererwitze zu erzählen, dann geht das bei dir auch wieder weg !"
( Meinen stillen DANK an alle Stotterer-Witzeschreiber der 50er und 60er Jahre für mein wohlverdientes Erbe ! )
dercompu hat geschrieben: ...ich denke, dass - wie Augusto es schrieb - ganz andere Dinge bei unseren Eltern die Tage bestimmt haben, ganz abgesehen von den traumatischen Erlebnissen die sie aus dem Krieg mitgebracht haben. In der Therapie hieß es, dass die "nachfolgende Generation" die Verfehlungen der "Täter" aufarbeitet und damit für sich den "Rucksack" abarbeiten muss. Wenn es da nicht passiert, wird es auf die nächste Generation übertagen ! ! Hmm...das mag sein, aber dazu lasse ich mich nicht verpflichten, das wäre zu einfach für die Verursacher ! Ich möchte, daß sie zumindest meinen Unmut spüren, beine totale Ablehnung ihres Versagens, egal worauf es basiert !
Ich will einmal wörtlich hören: "Ich / wir haben Fehler gemacht bei der Erziehung, wir entschuldigen uns..."
Ich will aber keine abgerungenen Lippenbekenntnisse hören, sondern wahre EINSICHT erkennen können !
Das kann ich bis heute bei meiner Mutter (95) nicht erkennen, sie schweigt bis heute wie ein Grab, blendet immer noch alles aus was ihr nicht in den Kram passt, macht mir aber weiterhin Vorwürfe. Sie kritisiert permanent an mir herum, alles was nicht auf ihrem Mist gewachsen ist muß eh kritisiert werden, wenn es von mir kommt gleich 3 Mal !
Heißt auf deutsch, sie ist immer noch auf dem gleichen Tripp wie schon vor 60 Jahren, hat NICHTS dazu gelernt, eine Entschuldigung kommt allein aus dem Grunde nicht in Frage, weil sie nie etwas falsch gemacht hat. Der Schuldige bin eindeutig ich, wenn ich nicht so ein mißratenes Kind gewesen wäre...
dercompu hat geschrieben: ...Damit ist allerdings weder die Generation der "Täter" noch wir, als erste Generation "dieser Opfer" (auch wenn wir in gewissem Umang auch wieder Täter waren/sind - siehe Kindererziehung) entschuldigt. Damit können nur Zusammenhänge aufgezeigt werden und für viele von uns hier ist die Windel gewissermaßen das "Pflaster für die Seele". Sie dann auch zu "nutzen" ist quasi die ultimative Rebelion gegen das gelernte Wertesystem - der Ausgleich für erlittenes Unrecht. Früher hab ich das nie so gesehen, auch nie richtig hinterfragt, es war mir eigentlich wurscht warum ich Windeln trage.
Ich hab mich eher oft gefragt, warum stehe ich total auf Frauen die auch Windeln tragen müssen, wieso finde ich Bettnässerinnen erotisch ? Warum macht es mich geil wenn Frauen sich einnässen...? ? ?
Ich hab es immer darauf geschoben, daß ich durch meine 2 Cousinen mit dem "Problem" Bettnässen, Einnässen, Windeln, Gummihosen etc. einfach so programmiert worden bin. Ob ich selber Bettnässer bin wg. meiner schwachen Blase, oder durch Stress zum Bettnässer werde, hat mich nie richtig interessiert, es ist einfach so, und das schon immer.
Oder ob die "schwache Blase" in der Familie liegt, wie mein Großvater immer behauptet hat, ich sie evtl. daher geerbt habe, wer weiß das schon ? Oder haben mich Lehrer und Erzieher dahin geprügelt in die Hosen zu machen ?
Oder war es meine Großmutter, die immer der Meinung war ich solle besser eine Gummihose überm Schlüpfer tragen, FALLS etwas in die Hosen geht, ging es dadurch schneller in die Hosen ?
Hatte Oma recht, als sie mir schon mit 16 sagte: "Du wirst wohl immer Gummihosen benötigen, ist ja auch der beste Schutz für Jungs wie dich !"
Ich habe nie so Weißheiten gehört, wie: "Das geht weg in der Pubertät, das wächst sich aus..."
Irgendwie galt ich immer als "hoffnungsloser Fall", der sich eh nie ändern wird, das wurde mir immer wieder gesagt.
dercompu hat geschrieben: ...im Grunde bleibt uns nicht anderes als mit den Defiziten zu leben und das Beste daraus zu machen. Wenn dazu externe Hilfe nötig ist, so ist die Annahme dieser Hilfe keine Schwäche, sondern im Gegenteil ein nach außen sichtbarer Beleg dafür, dass man seine Situation angenommen hat und sie bearbeitet - nicht zuletzt um sie damit aus der Weitergabe an nachfolgende Generationen heraus zu nehmen. Machts gut und tragt eure Seelenpflaster mit einem guten Gefühl ! ! ! Compu Vielleicht bin ich wirklich ein hoffnungsloser Fall, denn mir fehlt noch das nötige "Seelenpflaster", was mir Windeln noch nie waren, sie dienen einfach ihrem Zweck. Liebe Grüße an alle Betroffenen ~ ich hoffe es melden sich noch mehr zu Wort CIAO von
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